Das Paket war noch greifbar
Damals war ein Paket noch ein Paket. Minutenpakete , Rentenpakete oder dergleichen gab es noch nicht. Das Paket war stets ein Karton mit Inhalt und gut gesichert – natürlich mit Paketschnur. Pakete kamen (meist vom Versandhaus) und Pakete gingen (meist in die Ostzone).
📦 Paketpreise 1974 (Inland)
- Päckchen (bis 1 kg): 1,50 DM
- Paket bis 5 kg: 3,00 DM
- Paket bis 10 kg: 4,50 DM
- Paket bis 20 kg: 6,00 DM
- Paket bis 31,5 kg: 7,50 DM
Für die Post- und Paketdienste war die Deutsche Bundespost zuständig. Und die hatte viel zu tun. Die normale Laufzeit eines Pakets betrug bis zu 5 Werktage.
Ohne Paket kein Versandhandel
Das goldene Zeitalter der Versandhäuser hatte begonnen, allein das Versandhaus Quelle hatte eine jährliche Auflage von über 20 Millionen versandten Katalogen jährlich. Auch die Wettbewerber Neckermann und Otto schickten jährlich mehrere Millionen Kataloge per Post an die Kunden. Und daraus resultierten Abermillionen von Bestellungen, die alle per Paket ausgeliefert wurden. Für die Auslieferung zuständig waren die uniformierten Postboten, übrigens alle Beamte, mit ihren Paketwagen oder Dreirädern. Eine elektronische Sendungsverfolgung gab es noch nicht, und oftmals zahlten bei Warenlieferungen die Empfänger das Paket bar beim Überbringer.
Nylonstrümpfe in die DDR …
Tante Hanne in der DDR bekam auch Pakete über die Deutsche Bundespost. Aber nicht von den Versandhäusern, sondern von der „reichen“ Westverwandtschaft. Wohl dem Ossi, der eine solche Verwandtschaft hatte. Typisch für den Inhalt eines solches „Westpakets“: 1 oder 2 Packungen Jacobs Krönung, Nylonstrümpfe, Blend-a-med Zahnpasta, Schokolade, Duschgel und von Maggi die Würze und die Suppenwürfel. So ein Paket ging 3-4 mal im Jahr vom Westen gen Osten, zum innerdeutschen Paketpreis. Die DDR war schließlich kein Ausland. Was man eigentlich vermuten müsste, wenn man bedenkt, dass ein Westpaket oft viele Tage unterwegs war. Und es gibt auch keine Statistik darüber, wie viele Westpakete während der damals üblichen DDR-Grenzkontrollen spurlos verschwunden sind.
… im Tausch gegen eine wahre Spezialität
Aber auch wir Westdeutschen bekamen mehr als ein Paket aus der DDR. Der Inhalt meistens: ein selbst gebackener Mohnkuchen. Und die Empfänger der Mohnkuchen haben oftmals die gleiche Erfahrung gemacht. Das Präsent schimmerte bei der Ankunft grünlich, von der ursprünglichen Farbe des Mohns war nichts mehr zu sehen. Kein Wunder, kein Kuchen übersteht einen mehrwöchigen Transport unbeschadet. Trotzdem wurde per Brief der dem nächsten Westpaket beigelegt wurde, der gute Mohnkuchen gelobt. Man hatte noch Anstand.